Spoon haben im Laufe ihres zwanzigjährigen Bestehens sehr viel richtig gemacht. Spätestens wenn man ihr mittlerweile acht Alben umfassendes Gesamtwerk vor sich ausbreitet und nachdenklich betrachtet, drängt sich folgende Frage auf: Welche Band, die so lange im Geschäft ist, kann ernsthaft von sich behaupten, durchgängig bis heute so dermaßen gute Platten rauszubringen?

Ein Grund dafür mag sein, dass Spoon zu keinem Zeitpunkt den Eindruck erwecken, krampfhaft etwas Neues zu versuchen oder irgendwelchen Erwartungen gerecht werden zu wollen. Alles was sie machen, scheint aus Überzeugung zu geschehen und das Ergebnis klingt immer unverkennbar nach Spoon.

Es ist vier Jahre her, dass die Band sich einen Dreck um etwaige Erwartungshaltungen scherte und auf dem Zenit der ihnen teilgewordenen medialen Aufmerksamkeit mit „Transference“ ein schroffes und sperriges Verweigerungsalbum veröffentlichte, das aber erstaunlicherweise auf Platz 4 der US-Charts einstieg. Eigentlich eine willkommene Chance auf den möglicherweise großen kommerziellen Durchbruch, Spoon aber verschwanden anschließend von der Bildfläche, ausgebrannt von der sich ständig wiederholenden Sequenz Album, Tour, Album, Tour. Es konnten nur noch gelegentliche Lebenszeichen der einzelnen Bandmitglieder verzeichnet werden. So wurden reichlich Platten anderer Künstler produziert (Jim Eno), eine Solo-LP veröffentlicht (Eric Harvey) oder eine Bar eröffnet (Rob Pope).

Die auffälligste Aktivität war sicher das von Sänger Britt Daniel ins Leben gerufene Projekt Divine Fits, aus dem Alex Fischel samt Keyboards als neues Bandmitglied zu Spoon übersiedelte. Mit Joe Chiccarelli (The Shins, My Morning Jacket …) und Dave Fridmann (Flaming Lips, MGMT …) zeichnen sich zudem gleich zwei namenhafte Produzenten für den dichten und sehr sauberen Sound auf „They Want My Soul“ verantwortlich. Diese Neuerungen sind deutlich zu vernehmen, wurden aber sehr sorgsam in das musikalische Spektrum von Spoon eingeflochten, das sich nach wie vor durch Minimalismus, abgehackte Rhythmen, präzise Grooves und begeisternde Refrains auszeichnet. Diese Kombination beherrschen sie wie keine zweite Band und mit Britt Daniels rauer Stimme macht sie das zu einer der ganz wenigen verlässlichen Größen im Indie-Rock.

Im Vergleich mit dem Vorgänger sind die auf „They Want My Soul“ beschrittenen Wege wieder leichter zugänglich. Mit dem ersten Song „Rent I Pay“ bewegen sich Spoon näher am Blues als jemals zuvor und bestätigen eine kürzlich aufgeschnappte These, wonach sie jedes Instrument so spielen, als wäre es ein Schlagzeug. Dem lauten Beginn folgt der auf Synthesizern schwebende Midtempo-Song „Inside Out“ und spätestens durch „Outlier“ wird die Tür zur Disco aufgestoßen. Aber auch die Vorliebe der Band für klassische 60er-Sounds kommt nicht zu kurz. Und mit „I Just Don’t Understand“ findet ein Ann-Margret-Song aus dieser Zeit als Coverversion den Weg auf ein sehr geschlossenes, rundum überzeugendes Album, dessen krönenden Abschluss das treibende „New York Kiss“ bildet.

Zu einer perfekten Platte fehlen vielleicht die liebgewonnene Brüchigkeit vergangener Tage und ein absoluter Geniestreichs wie „The Way We Get By“ oder „Anything You Want“. Aber „They Want My Soul“ ist allemal ein großes und sehr bemerkenswertes Album einer abgezockten Band, der man den Spaß an der Sache anhört. Spoon stehen also wieder einmal vor dem eigentlich überfälligen großen Durchbruch, zumal sie jetzt in den USA mit Loma Vista Records eine Universal-Tochter im Rücken haben. Vielleicht passiert das aber auch besser nicht, wir müssen uns jedenfalls keine Sorgen machen. Es geht ihnen gut. Sehr gut sogar.

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